Buchempfehlung: „Bewusstsein und Immunsystem“ v. Heinz Grill u.a.

Wie kann der Einzelne ausgehend vom Bewusstsein das Immunsystem stärken? Mit dieser – aufgrund der Corona-Krise sehr zeitaktuellen – Frage beschäftigen sich die verschiedenen Beiträge aus einer medizinischen Tagung in dem Ende 2021 neu erschienenen Buch.

In dem Buch wird ausgeführt, wie das Immunsystem funktioniert, und es werden Zusammenhänge mit Heilmitteln, Ernährung, Atem, Psyche, Beziehungsleben und Entwicklungsanforderungen herausgearbeitet. Die Frage nach der Bedeutung und den Möglichkeiten einer aktiven Bewusstseinstätigkeit bildet hierbei den alles überspannenden Bogen. Es werden auch Bezüge zur aktuellen Corona-Situation und zur Funktionsweise der Corona-Impfungen hergestellt. Ersichtlich ist es entscheidend für eine gute Immunkraft, mit welchem Bewusstsein sich der Mensch gegenüber den aktuellen Zeiterscheinungen bewegt und welche Stellung er dazu einnimmt.

Die inhaltlich sehr gehaltvollen Texte sind mit einer Vielzahl an schematischen Darstellungen, Zeichnungen und Fotos erweitert, so dass wesentliche Grundgedanken und komplexe Sachverhalte in einer zusammenfassenden Übersicht leicht erfasst werden können.

Dieses Buch bietet sowohl dem interessierten Laien, wie auch dem Arzt, Heilpraktiker oder Therapeuten für eine vertiefte Auseinandersetzung geeignete Inhalte über das Zusammenwirken von Bewusstsein und Immunsystem und daraus entwickelte Anregungen für ein Training des Immunsystems.

Auszug aus dem Inhalt:

  • Die schwächende Bedeutung des Konsums für das Immunsystem – die stärkende Bedeutung der Beziehungsaufnahme
  • Das Immunsystem als Abwehr- und Integrationssystem
  • Die therapeutische Herausforderung im Umgang mit der Impfung oder die Frage nach dem Selbst
  • Welche Stellung hat das Heilmittel in der Therapie im Verhältnis zum möglichen Bewusstsein?
  • Immunstärkung und persönliches Grenzüberschreiten
  • Das menschliche Bewusstsein kann Ansteckung und Krankheit verhindern
  • Die Bedeutung der T-Lymphozyten
  • Immunschwäche, Erschöpfung und Krebs
  • Die Logik der Immunreaktionen
  • Welchen Einfluss nimmt die Nahrung auf das Immunsystem?
  • Stärkung des Immunsystems durch Atem und Bewusstsein
  • Integrität und Kohärenzgefühl
  • Das Immunsystem kann trainiert werden

Die Aktivierung der Spannkraft der Wirbelsäule und Immunstärkung

– das Dreieck, trikonasana

Sport und Bewegung in einem sinnvollen Maß stärken allgemein das Immunsystem. Das ist heute bekannt. Mit der Bewegung wird das Kreislaufleben und die Stoffwechselaktivität angeregt. Auch die Atmung kann in der Regel tiefer in den Körper eingreifen. All dies trägt dazu bei, dass auch das Immunsystem eine Stärkung erhält.

Das Immunsystem ist ein Wahrnehmungssystem

Das Immunsystem muss für die Erfüllung seiner Aufgabe sehr wichtige Wahrnehmungsprozesse leisten. Dringen Viren, Bakterien oder an dere Fremdstoffe in den Organismus ein, so ist die erste Tätigkeit des Immunsystems, dass die unspezifischen Abwehrzellen diesen Eindringling zunächst einmal genau inspizieren, um ihn dann als fremd oder als nicht fremd zu beurteilen. Ist beispielsweise ein Virus als tatsächlich fremd und schädlich erkannt worden, so wird es von verschiedenen Zellen des Immunsystems inaktiviert und vernichtet. Schließlich werden auf Basis dieser Erkenntnis Gedächtniszellen gebildet, die bei einem nächsten Kontakt mit dem gleichen Virus sehr schnell und direkt reagieren können. Mit der intensiven Wahrnehmungstätigkeit der Immunzellen entsteht somit eine weiterentwickelte Erkenntnisfähigkeit.1

Das Dreieck und die spannkräftige Ausdehnung der Wirbelsäule

Hier möchte ich mit dem Dreieck, eine Yogaübung, eine ganz spezifische Art der Bewegung aufzeigen, wie sie von Heinz Grill (anthroposophischer Heilpraktiker, Geistforscher und Begründer des Yogaweges „Neuer Yogawille“) entwickelt wurde. Die praktische Ausführung der Übung ist folgendermaßen:

Das Dreieck ist eine Übung, bei der Sie die Beine in einen weiten Dreiecksstand stellen und den Oberkörper mit angehobenen Armen seitlich hinausführen. Wesentlich ist hierbei, dass der Oberkörper nicht nur zur Seite gebeugt wird, sondern dass die Bewegung mit einer aktiven, spannkräftigen Ausdehnung der Wirbelsäule erfolgt. Die Region der Flanken kommt hierbei in eine weite Dehnung.

Die Gliederung in der Bewegung fördert die Spannkraft

Die Aktivierung der spannkräftigen Ausdehnung der Wirbelsäule zur Seite findet nicht im ganzen Oberkörper statt, sondern es gibt spezifische Bereiche, wo sie sinnvollerweise angesetzt wird. Dies ist in etwa auf Höhe des Magens. Hier liegt das im Yoga bekannte Sonnengeflecht oder manipura chakra, ein Energiezentrum. Die oberen Regionen des Oberkörpers, sowie die Schultern, der Nacken und die Arme sollten dabei möglichst entspannt bleiben. Achten Sie weiterhin auf einen stabilen Stand als ruhige Basis.

Der untere Arm sollte auf keinen Fall stützen, sondern nur leicht das Bein berühren. Der Halt für die Seitwärtsausdehnung liegt auf Höhe des Sonnengeflechts.

Die ausdehnende Bewegung wird zuerst über die Flanke nach oben herausgeführt und dann erst zur Seite fortgesetzt (siehe eingezeichnete Linie). Auf diese Weise findet die Bewegung in eine große Weite.

Praktizieren Sie das Dreieck zwei bis drei Mal auf jeder Seite

Es braucht eine exakte Wahrnehmung, wo genau die Spannkraft aufgebaut wird und wo hingegen eine Entspannung oder Loslösung stattfindet. Damit diese Gliederung in der Bewegung gelingt, kann man nicht in seinem subjektiven Gefühl zum Körper bleiben. Es ist notwendig, eine objektive Wahrnehmung gegenüber dem eigenen Körper aufzubauen.

Die objektive Wahrnehmung unterstützt die Erkenntnisfähigkeit

Mit dieser objektiven Wahrnehmung gegenüber dem eigenen Körper verbunden mit der gedanklichen Vorstellung der Gliederung lernen Sie Ihren eigenen Körper, seine Blockaden und Fixierungen, aber auch seine Möglichkeiten der Ausdehnung in der Bewegung besser kennen. Man lernt, sich einer Sache wahrnehmend gegenüberzustellen und entwickelt damit im Allgemeinen mehr Selbstkraft gegenüber den Phänomenen. Ganz ähnlich wie beim Immunsystem entsteht auch hier eine sich weiter entwickelnde Bewusstseinsentfaltung und reifere Erkenntnisfähigkeit.

Bewegung, Dreidimensionalität des Raumes und Erleben von Weite

Eine Bewegung entwickelt sich immer im Zusammenhang mit dem umgebenden Raum. Man kann sich mehr in den Raum hinein ausdehnen oder auch mehr aus dem Raum zurückziehen. Es ist aber nicht möglich, sich außerhalb des Raumes zu bewegen. So ist es sehr förderlich für die Entwicklung einer spannkräftigen Ausdehnung aus der Region des Sonnengeflechts, ein Bewusstsein für den Raum aufzubauen.

In der folgenden von Heinz Grill entwickelten Zwischenübung kommt besonders ein Erleben der drei Dimensionen des Raumes zum Tragen: die Breite oder Horizontale, die Höhe und die Tiefe des Raumes.

Nehmen Sie hierfür wieder einen weiten Dreiecksstand mit den Beinen ein. Die Arme werden etwa auf Herzhöhe vor der Brust angewinkelt. Achten Sie auf einen stabilen, ruhigen Stand und auf eine möglichst große Entspannung von Schultern, Nacken und auch der Arme. Der Atem sollte möglichst leicht und frei fließen können. Strecken Sie nun die Arme wie Flügel zur Seite während Sie sich gleichzeitig zur Seite drehen. Lassen Sie dabei den Atem sanft in die Lungen einströmen. Die Drehung wird aus der Region des Sonnengeflechts auf Höhe des Magens angesetzt. Es handelt sich nicht nur um eine Drehung, sondern um eine sanft nach oben anhebende Bewegung. Auch die Arme steigen dabei leicht nach oben. Kehren Sie wieder zur Mitte zurück und lassen dabei den Atem wieder ausströmen. Wiederholen Sie die gleiche Bewegung zur anderen Seite. Insgesamt sollte die Bewegung drei Mal zu jeder Seite ausgeführt werden.

Zum Abschluss führen Sie die Arme gestreckt nach oben über den Kopf. Achten Sie dabei wieder darauf, dass Sie aus dem Sonnengeflecht sanft mit der Wirbelsäule nach oben streben und die Arme die Bewegung nur fortleiten. Nach einem kurzen Halten führen Sie die Arme in einer weiten Seitwärtsbewegung wie ein weiter Kreis wieder nach unten.

Nach der Praxis dieser Zwischenübung werden Sie bemerken, wie der Atem leicht und weit fließt. Weiterhin ist ein bewussteres Empfinden gegenüber dem Raum entstanden. Man erlebt den Raum mehr dreidimensional und damit erlebt man auch die Weite des Raumes deutlicher.

Nachdem in dieser Zwischenübung dieses Empfinden einer Weite des Raumes aufgebaut wurde, ist es sinnvoll die Grundübung des Dreiecks wie oben beschrieben noch einige Male auf beide Seiten auszuführen.

Angst und Panik stören die objektiven Wahrnehmungsprozesse im Außen

Angst und Panik, wie sie momentan sehr stark durch die Corona-Situation verbreitet sind, wirken immer verengend auf den Menschen. Dies zeigt sich unmittelbar am Atemprozess: der Atem wird flach und fixiert. In der Folge werden die Lungen mangelhaft durchlüftet, womit auch leichter Atemwegserkrankungen eintreten können. Aber auch auf das Beziehungsleben entstehen Auswirkungen. Man zieht sich mehr auf sich selbst zurück, man möchte nicht mehr so gern nach außen in Beziehung treten. Somit bleibt man mehr in seiner Subjektivität und geht weniger in eine aktive und objektive Wahrnehmung nach außen. Dies wirkt wiederum schwächend auf den Menschen, er muss sich schließlich immer mehr schützen, indem er sich immer weiter auf sich selbst zurückzieht und isoliert. Das Immunsystem, das ein Wahrnehmungssystem ist, wird auf diese Weise tendenziell schwächer.

Die eigenaktive Wahrnehmungstätigkeit wirkt stärkend auf das Immunsystem

Aus diesem Grund ist es sehr förderlich, eigenaktiv eine objektive Wahrnehmungstätigkeit, die die Außenwelt differenziert und gegliedert wahrnimmt, aufbauen zu lernen und damit die sowohl psychisch, wie auch physisch verengende und einschnürende Wirkung von Angst und Panik überwinden zu lernen. Es eröffnet sich eine Weite und neue Erkenntnisse können entstehen. Der Mensch wird in seiner Objektivkraft und damit in seiner psychischen Spannkraft gestärkt. Dies wirkt weitend und intensivierend auf den Atem, Enge und Blockaden können sich lösen und damit kann auch der Kreislauf wieder natürlicher und freier fließen.

Die eigene gezielte Aktivität, die hier über die spannkräftige Ausdehnung auf den Körper übertragen wird, wirkt durchwärmend und anregend auf den Stoffwechsel und das Immunsystem. Eine weitere Erfahrung aus dieser Art der Praxis ist, dass eine gezielte und gegliederte Aktivität immer regenerierend wirkt und mit einer Freude verbunden ist. Man lernt, seinen Willen gezielter einzusetzen und damit Verausgabungen an der falschen Stelle vorzubeugen.

verfasst von: Rita Egger

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1 Vgl. hierzu den Artikel „Die Stärkung des Immunsystems durch die Auseinandersetzung mit dem Bösen“, https://heinz-grill.de/immunsystem-moral/, Stand: 11.3.2021.